Was versteht man unter Hochwasser und wie entsteht es?
Hochwasser ist ein natürliches, regelmäßig eintretendes Ereignis, das seit jeher als feste Komponente des Abflussgeschehens und wichtiger Strukturgeber der Landschaft in Flüssen und in Bächen auftritt. Viele der entlang der Bäche und Flüsse lebenden Tiere und angesiedelten Pflanzenarten sind evolutionsbedingt an den Wechsel von Überflutung und Austrocknung angepasst und benötigen die sich stetig ändernden Bedingungen ihrer vielfältigen Lebensräume.
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die die Entstehung von Hochwasser beeinflussen. Dazu zählen z. B. die Schneeschmelze, langanhaltende Regenschauer oder auch Niederschläge mit hohen Mengen und starker Intensität. Ein Teil des Niederschlags, der auf die Erdoberfläche trifft, versickert und bildet unser Grundwasser. Ein weiterer Teil verdunstet oder wird im Boden zwischengespeichert.
In welchem Maß Niederschlag versickert, verdunstet oder zwischengespeichert wird und wie viel davon an der Oberfläche abfließt, ist abhängig von:
- den Eigenschaften des Bodens (z. B. Bodenart-, Verdichtung,- Bewuchs)
- dem Versiegelungsgrad des Bodens
- der Topografie
Bieten Bodenoberfläche und Pflanzen dem Niederschlag z. B. keine Rückhaltemöglichkeiten, fließt der überschüssige Teil, den man als Oberflächenabfluss bezeichnet, in die Gewässer. Der Wasserstand erhöht sich. Treffen Niederschlag oder Schmelzwasser beispielsweise auf einen wassergesättigten oder gefrorenen Boden, fließt der Großteil von der Bodenoberfläche direkt ab in die Gewässer.
Ein weiterer Faktor, der auf die Entstehung von Hochwasser massiv einwirkt, ist unsere Menschheit. Sie beeinflusst die Wahrscheinlichkeit für auftretende Überschwemmungen, deren Verläufe sowie die daraus resultierenden Schäden durch ihre massiven Eingriffe in den Lauf von Bächen und Flüssen und in die Landwirtschaft.
So wurden z. B. in Deutschland in den vergangenen Jahren etliche Fließgewässer zugunsten der Schifffahrt begradigt oder erweitert, was unweigerlich einen schnelleren Abfluss des Wassers und den Verlust natürlicher Überschwemmungsflächen mit sich gebracht hat. Dieser Verlust sowie das Fehlen von natürlichen Rückhaltemöglichkeiten führt bei Starkregen dazu, dass das über die Ufer tretende Wasser nur noch in geringen Mengen lokal versickern kann, über die Ufer tritt und es zu Überschwemmungen kommt.
Ebenso verkürzte man viele Flussläufe. Dies bewirkte eine signifikantere Steigerung der Fließgeschwindigkeit der Gewässer. Durch die schnellere Fließgeschwindigkeit kommt es letztendlich zu einer größeren Wasseransammlung im Flussbett. Mehr Wasser wird in kürzerer Zeit schneller transportiert. Das Resultat daraus: Die Hochwasserwelle verläuft steiler und die Pegelstände steigen.
Da das Landschaftsbild von Deutschland stark geprägt ist von einer flächenintensiven Ausdehnung städtischer Siedlungen in den ländlichen Raum, werden immer mehr Flussauen eingedeicht und gestaut, um neuen Siedlungsraum und landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen. Um diese landwirtschaftlichen Flächen nutzbar zu machen, müssen Feuchtgebiete trockengelegt und die Böden unter Einsatz von Drainagen entwässert werden. Eine intensiv betriebene Landwirtschaft unter Einsatz schwerer landwirtschaftlicher Maschinen führt zur Verdichtung des Bodens, was wiederum einen schlechteren Abfluss des Regenwassers mit sich zieht. Die durch den Siedlungsbau versiegelten Flächen können kein Wasser mehr aufnehmen oder speichern. Es kann nicht versickern und unterirdisch ablaufen. So sucht es sich seinen Weg in das nächstgelegene Gewässer und führt dort im schlimmsten Fall zur Überschwemmung.
Mit den richtigen Hochwasserschutzmaßnahmen und einem optimalen Hochwasserschutzsystem lässt sich der Entstehung von Hochwasser entgegenwirken.